Pflegegrad beantragen – so geht es richtig

Stellen Sie den Antrag sofort formlos, sammeln Sie Unterlagen und bereiten Sie die Begutachtung vor. Hier finden Sie eine Vorlage, Checklisten und Hinweise für jeden Schritt.

Formloser Antrag
Formlos beginnen – Fristen sichern
Unterlagen vorbereiten
Unterlagen bündeln – Alltag sichtbar machen
Begutachtung vorbereiten
Begutachtung realistisch zeigen – nicht idealisieren

1) Antrag stellen (formlos reicht zunächst)

Kernpunkt

Ein Satz genügt: Damit sichern Sie den Leistungsbeginn rückwirkend auf den Monat des Antragseingangs. Die Pflegekasse sendet Ihnen Formulare und beauftragt die Begutachtung.

Vorlage: Formloser Antrag

Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit beantrage ich Leistungen der Pflegeversicherung.
Bitte bestätigen Sie mir den Eingang dieses Antrags und senden Sie mir die erforderlichen Unterlagen zu.

Mit freundlichen Grüßen
[Name, Anschrift, Versichertennummer]

Tipp

Stellen Sie den Antrag per E‑Mail oder Einschreiben. Notieren Sie Datum/Uhrzeit eines Telefonantrags und bitten Sie um schriftliche Bestätigung.

2) Unterlagen sammeln

Unterlagen sollen den Alltag zeigen: Was gelingt selbst, was nur mit Hilfe, wie oft, wie lange und mit welchem Risiko. Sammeln Sie gezielt Belege statt Papierberge.

Checkliste Unterlagen

Beispiele, die überzeugen

  • „Duschen nur mit Hilfe, zweimal wöchentlich“ statt „braucht manchmal Hilfe“
  • „Treppensteigen nur mit Stütze, hohes Sturzrisiko“
  • „Medikation wird ohne Erinnerung vergessen“
Hinweis: Fotos von Hilfsmitteln/Barrieren können Situationen sichtbar machen.

3) Vorbereitung der Begutachtung

Checkliste Terminvorbereitung

Praxisbeispiel

Bei Frau M. wurde die Nachtproblematik erst ernst genommen, als Angehörige ein Sturzprotokoll mit Datum/Uhrzeit führten. Seitdem sind Nachtpflege-Optionen und Tagesstruktur feste Bestandteile der Versorgung.

4) Am Begutachtungstag

DoDon’t
Typische Alltagssituationen zeigen, nichts beschönigen„Heute schaffen wir alles allein“ vorspielen
Hilfsmittel, Barrieren und Risiken benennenNur Diagnosen aufzählen
Bezugsperson schildert Wiederholungen/HäufigkeitEinmalige Ausnahmen als Regel darstellen

Es geht nicht um einzelne „Bestleistungen“, sondern um die Regel im Alltag.

5) Bescheid prüfen & Widerspruch

Fällt der Bescheid aus Ihrer Sicht zu niedrig aus, können Sie innerhalb eines Monats Widerspruch einlegen. Bitten Sie um Übersendung des Gutachtens und begründen Sie den Widerspruch mit konkreten, regelmäßigen Situationen.

Vorlage: Widerspruch (Kurzform)

Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit lege ich Widerspruch gegen Ihren Bescheid vom [Datum] ein.
Bitte übersenden Sie mir das vollständige Gutachten.

Begründung in Kürze:
- [konkrete, regelmäßige Alltagssituation 1]
- [konkrete, regelmäßige Alltagssituation 2]
- [relevante Arzt-/Therapieberichte]

Mit freundlichen Grüßen
[Name, Anschrift, Versichertennummer]

Typische Ergänzungen

  • Aktualisierte Arztberichte mit Alltagsbezug
  • Pflegetagebuch-Auszüge mit Datum/Uhrzeit
  • Dokumentation von Nächten/Verhaltensauffälligkeiten

6) Nach der Bewilligung

Was jetzt wichtig ist

  • Beratungseinsätze fristgerecht einplanen
  • Budgets prüfen: Pflegegeld/Sachleistungen, Entlastungsbetrag, teilstationär
  • Versorgung anpassen, wenn sich der Bedarf ändert

Bildkarten

Fristen & Übersicht

ThemaOrientierungHinweis
Antragformlos sofortLeistungen ggf. rückwirkend ab Monat des Antragseingangs
Unterlagenzeitnah nachreichenSorgfältig, aber zielgerichtet
Widerspruch1 Monat nach ZugangGutachten anfordern, konkret begründen
Beratungseinsätzefristenabhängig je PflegegradTermine kalendarisch planen

Konkrete Werte können sich ändern. Prüfen Sie aktuelle Vorgaben Ihrer Pflegekasse.