Leistungen der Pflegeversicherung im Überblick

Welche Leistung passt? Das hängt davon ab, wer pflegt, wie regelmäßig Hilfe nötig ist und wie der Alltag organisiert wird. Hier finden Sie die wichtigsten Leistungen mit klarer Einordnung, Beispielen und Kombinationshinweisen.

Pflegegeld
Pflegegeld stärkt die Angehörigenpflege – flexibel, aber Eigenorganisation nötig
Pflegesachleistungen
Pflegesachleistungen: Pflegedienst übernimmt Einsätze, rechnet direkt ab
Entlastungsbetrag
Entlastungsbetrag: alltagsnahe Hilfe und Begleitung

Leistungstypen kurz erklärt

LeistungWofür geeignetWoher das BudgetBesonderheiten
PflegegeldPflege durch Angehörige/selbst organisiertDirekt an PflegebedürftigeFlexibel, aber Organisation & Nachweise nötig
PflegesachleistungenAmbulanter Pflegedienst übernimmt EinsätzeAbrechnung mit KasseReduziert Pflegegeld bei Kombination
KombinationsleistungMischung aus Pflegegeld und SachleistungProzentuale AufteilungMonatliche Nachberechnung je Einsatzvolumen
EntlastungsbetragAlltagsbegleitung, Haushalt, BetreuungZweckgebunden, meist über AnbieterBundesland-Regeln prüfen
Tages-/NachtpflegeStruktur, Aktivierung, EntlastungEigenes BudgetFahrt-/Verpflegung ggf. Zuzahlung
VerhinderungspflegeVertretung der HauptpflegepersonJährliches KontingentStunden-/tageweise nutzbar, Kombi mit Kurzzeit
KurzzeitpflegeStationäre ÜbergangslösungBefristeter AufenthaltKombinierbar mit Verhinderungspflege
PflegehilfsmittelPflege erleichtern/ermöglichenZum Verbrauch & technische HilfenAbgrenzung zu medizinischen Hilfsmitteln
WohnumfeldUmbauten zur SelbstständigkeitZuschuss bei BedarfKostenvoranschläge & Begründung wichtig

Angaben sind allgemeine Orientierung; Details und Werte variieren. Prüfen Sie die aktuellen Bedingungen Ihrer Pflegekasse.

Pflegegeld

Pflegegeld unterstützt, wenn Angehörige, Freunde oder selbst organisierte Helfer die Pflege übernehmen. Es stärkt die Eigenverantwortung, verlangt aber Planung, Dokumentation und Qualitätssicherung (z. B. Beratungseinsätze).

Wofür geeignet

  • Stabile Angehörigenpflege mit klaren Aufgaben
  • Flexible Alltagsorganisation ohne starre Einsatzzeiten
  • Überbrückung, bis Dienste verfügbar sind

Worauf achten

  • Beratungseinsätze fristgerecht organisieren
  • Vertretungen einplanen (Urlaub/Krankheit)
  • Aufgabenverteilung schriftlich festhalten

Praxisbeispiel

Die Tochter pflegt ihren Vater täglich morgens und abends. Mit Pflegegeld werden Fahrkosten und Auszeiten organisiert; der Pflegedienst prüft quartalsweise in Beratungseinsätzen, ob die Versorgung passt.

Pflegesachleistungen (Pflegedienst)

Ein ambulanter Pflegedienst übernimmt vereinbarte Einsätze wie Körperpflege, Ankleiden, Lagern, Medikamentengabe im Rahmen der Behandlungspflege und Dokumentation. Die Abrechnung erfolgt direkt mit der Kasse.

Wofür geeignet

  • Regelmäßige, planbare Hilfen mit Fachpersonal
  • Komplexe Pflegesituationen oder Risiken
  • Entlastung der Angehörigen bei Grundverrichtungen

Worauf achten

  • Realistische Einsatzdauer und Taktung vereinbaren
  • Dokumentation einsehen, Anpassungen früh klären
  • Anrechnung auf Pflegegeld bei Kombination beachten

Praxisbeispiel

Der Pflegedienst übernimmt morgens die Grundpflege und abends die Medikation. Angehörige führen Haushalt und Begleitung fort. Die Sachleistungen reduzieren das parallel bezogene Pflegegeld anteilig.

Kombinationsleistungen

Pflegegeld und Pflegesachleistungen lassen sich prozentual kombinieren. Nutzt der Pflegedienst einen Teil des Sachleistungsbudgets, wird das Pflegegeld im gleichen Monat anteilig gekürzt. Die Kasse berechnet dies anhand der Einsätze.

Vorteile

  • Flexibilität: Professionelle Hilfe dort, wo nötig
  • Eigenpflege bleibt finanzierbar
  • Anpassbar bei Veränderung des Bedarfs

Fallstricke

  • Monatliche Schwankungen im Pflegegeld durch Nachberechnung
  • Überbuchung: Einsatzvolumen realistisch planen
  • Kommunikation mit Pflegedienst und Kasse abstimmen
Tipp: Vereinbaren Sie einen „Sockel“ an festen Einsätzen und halten Sie zusätzliche Bedarfe als flexible Optionen bereit.

Entlastungsbetrag (Alltagshilfen)

Der Entlastungsbetrag dient niedrigschwelligen Hilfen: Begleitung, Betreuung, Haushalt, stundenweise Unterstützung. Er wird in der Regel über anerkannte Anbieter abgerechnet. Nicht verbrauchte Beträge können teilweise in Folgemonate übertragen werden.

Wofür geeignet

  • Einkauf, Reinigung, Wäsche, Begleitung
  • Aktivierung, Spaziergänge, Terminbegleitung
  • Entlastung pflegender Angehöriger

Worauf achten

  • Anbieteranerkennung im Bundesland prüfen
  • Abrechnungsvorgaben der Kasse beachten
  • Übertragungsregeln bei Nichtnutzung kennen

Tages- und Nachtpflege (teilstationär)

Teilstationäre Angebote bieten Struktur, Aktivierung und Entlastung. Budgets sind eigenständig und können zusätzlich zu Pflegegeld/Sachleistungen genutzt werden. Zuzahlungen für Fahrt oder Verpflegung sind möglich.

Wofür geeignet

  • Demenz mit Bedarf an Tagesstruktur
  • Berufstätige Angehörige, Entlastung tagsüber
  • Soziale Teilhabe und Aktivierung

Worauf achten

  • Erreichbarkeit und Fahrzeiten
  • Inhalte, Öffnungszeiten, Notfallkonzept
  • Kostenbeteiligungen (Fahrt, Verpflegung)

Verhinderungspflege (Vertretung)

Unterstützt, wenn die Hauptpflegeperson verhindert ist. Stunden- oder tageweise, auch kombiniert mit Kurzzeitpflege. Wichtig ist die Dokumentation der Vertretung und eine realistische Planung.

Wofür geeignet

  • Urlaub, Krankheit, Termine der Pflegeperson
  • Übergänge nach Klinik/Reha
  • Stundenweise Entlastung bei akuter Belastung

Worauf achten

  • Kombinationsregeln mit Kurzzeitpflege
  • Nachweise/Quittungen für Abrechnung
  • Fristen und Jahreskontingente

Kurzzeitpflege (stationär, befristet)

Stationäre Übergangspflege, z. B. nach Krankenhaus, zur Überbrückung von Krisen oder zur Entlastung. Kombination mit Verhinderungspflege möglich; prüfen Sie Pflegesatz, Unterkunft/Verpflegung, Investitionskosten.

Wofür geeignet

  • Rekonvaleszenz nach Klinikaufenthalt
  • Überbrückung bei Ausfall der Pflegeperson
  • Neuorganisation der häuslichen Versorgung

Worauf achten

  • Verfügbarkeit, Wartezeiten, Vertrag
  • Gesamtkosten inkl. Zuzahlungen
  • Rückkehr-/Übergangsplanung

Pflegehilfsmittel

Unterschieden wird zwischen zum Verbrauch bestimmten Hilfsmitteln (z. B. Einmalhandschuhe, Schutzunterlagen) und technischen Hilfsmitteln (z. B. Pflegebett, Lagerungshilfen). Abgrenzung zu medizinischen Hilfsmitteln (Rollstuhl, Prothesen) beachten.

Wofür geeignet

  • Pflege erleichtern, Hygiene sichern
  • Sicherheit erhöhen, Sturzrisiko mindern
  • Ergonomie für Pflegepersonen verbessern

Worauf achten

  • Verordnung/Begründung je nach Hilfsmittel
  • Einweisung, Wartung, Haftung klären
  • Rückgabe-/Tauschregeln für Leihgeräte

Wohnumfeld verbessern (Umbauten)

Förderfähig sind Maßnahmen, die die Selbstständigkeit erhöhen oder die Pflege erleichtern: barrierearme Dusche, Haltegriffe, Türverbreiterungen, Schwellenabbau, Treppenlösungen. Wichtig sind eine kurze fachliche Begründung und Kostenvoranschläge.

Wofür geeignet

  • Badumbau, Haltegriffe, rutschhemmende Beläge
  • Türverbreiterung, Schwellenabbau
  • Treppen-/Hebelösungen je nach Bedarf

Worauf achten

  • Maßnahme begründen: was wird dadurch möglich/leichter?
  • Angebote vergleichen, Kombinationen prüfen
  • Evtl. weitere Förderprogramme (kommunal/landesweit)

Budgetplanung & Kombinationsbeispiele

Planen Sie mit klaren Zielen: Was soll der Pflegedienst übernehmen, was leisten Angehörige, was kann Tagespflege strukturieren, was federt der Entlastungsbetrag ab? So vermeiden Sie Lücken und unnötige Eigenanteile.

BudgetquelleEinsatzBesonderheiten
PflegegeldAngehörigenpflegeBeratungseinsätze fristgerecht
PflegesachleistungPflegedienst-EinsätzeAnrechnung auf Pflegegeld
Tages-/NachtpflegeStruktur & EntlastungEigenes Budget, Zuzahlungen beachten
EntlastungsbetragAlltagshilfenAnbieteranerkennung, Abrechnungsvorgaben
VerhinderungspflegeVertretungKombi mit Kurzzeitpflege möglich
KurzzeitpflegeStationär befristetKostenstruktur vorab prüfen
PflegehilfsmittelPflege erleichternAbgrenzung zu medizinischen Hilfsmitteln
WohnumfeldUmbautenBegründung + Kostenvoranschlag

Praxisbeispiel: Kombination für PG 3 (ohne Zahlen)

Fest vereinbarte Morgen- und Abend-Einsätze des Pflegedienstes, ergänzend Tagespflege an zwei Tagen pro Woche für Struktur und Aktivierung. Angehörige übernehmen Haushalt und Begleitung; Entlastungsbetrag deckt stundenweise Unterstützung ab. Verhinderungspflege ist als Puffer für Urlaube eingeplant. So bleibt die Versorgung stabil, ohne Budgets zu verschenken.

Fehler vermeiden: Budgets verfallen lassen, Beratungseinsätze vergessen, Einsatzpläne nicht anpassen, alles über Pflegegeld regeln wollen, obwohl Risiken professionelle Einsätze erfordern.
Hinweis: Konkrete Beträge ändern sich gelegentlich. Prüfen Sie aktuelle Werte und Bedingungen bei Ihrer Pflegekasse.